Zentralregister LootedArt.com: Recherchen der Provenienzforschung veröffentlicht

Ausschnitt aus dem Gemälde "Gefilde der Seligen" von Hans Thoma, 1879

Potsdam, 11. Dezember 2023: Seit Anfang des Monats sind die ersten Ergebnisse der Provenienzforschung im Rahmen des OFP-Projekts in der weltweit genutzten Datenbank lootedart.com abrufbar. Familien, Institutionen, der Kunsthandel und die internationale Forschungsgemeinschaft zu NS-Raubkunst nutzen dieses Zentralregister, um die Herkunft einzelner Werke zu prüfen.

So überprüfen beispielsweise Auktionshäuser in öffentlich zugänglichen Datenbanken wie lootedart.com, ob bei zu versteigernden Kunstwerken ein NS-verfolgungsbedingter Entzug vorliegen könnte und weitere Recherchen zur Klärung notwendig sind.

Im Einklang mit den Washingtoner Prinzipien trägt das Register dazu bei, den weiteren Handel mit geraubten Objekten zu verhindern. Familien von NS-Verfolgten erhalten Anknüpfungspunkte für ihre Recherchen. Damit die aktuellen Forschungsergebnisse des OFP-Projekts weltweit auffindbar sind, kooperiert das Projekt mit dem Zentralregister lootedart.com.

Anhaltspunkte zu insgesamt 230 geraubten Werken

Die Provenienzforscherinnen im OFP-Projekt am Landeshauptarchiv teilen in der Datenbank als Zwischenergebnis 175 Einzeleinträge von Kunstwerken aus dem Besitz von 13 jüdischen Familien, die in den Akten des Oberfinanzpräsidenten Berlin-Brandenburg ermittelbar sind. Diese 175 Einträge umfassen insgesamt rund 230 Objekte, darunter vor allem Gemälde und Arbeiten auf Papier, aber auch Skulpturen und Tapisserien.

Welche Informationen sind in der Datenbank enthalten?

Bei den im lootedart.com Zentralregister veröffentlichten Daten handelt es sich in sechs Fällen um geraubte Werke, bei denen die Forscherinnen bereits den aktuellen Standort ermitteln konnten, aber noch keine Restitution erfolgt ist. Die Mehrheit der Datensätze enthält Hinweise zu Kunstwerken, bei denen es sich um NS-verfolgungsbedingt enteignete Objekte handelt, deren aktueller Standort aber noch nicht bekannt ist.

Bildausschnitt aus dem Gemälde "Gefilde der Seligen" von Hans Thoma
Beispieldatensatz: https://www.lootedart.com/search/artwork.php?artworkID=11389

Veröffentlicht sind die Titel der Werke, Namen der Künstler*innen und wenn vorhanden Abbildungen der Werke – zudem Angaben zur Provenienz, die Quelle der Information und Kontaktdaten. Aus Datenschutzgründen sind die Namen der Familien nicht genannt. Diese und weitere Informationen zu den Quellen können Forschende bei den Ansprechpartnerinnen im Landeshauptarchiv erfragen.

Alle Einträge des OFP-Projekts sind in der Datenbank im Suchfeld Source unter dem Abschnitt Provenance mit der Eingabe von „OFP Project“ aufzufinden.

Hier geht es zur Suchmaske von lootedart.com.

Was ist das Zentralregister für 1933 bis 1945 geraubtes Kulturgut (The Central Registry for Looted Cultural Property 1933–1945)?

Lootedart.com ist eine Non-Profit-Organisation, die ein Zentralregister zu Kunstwerken bereit stellt, die in der NS-Zeit geraubt wurden. Dort ist veröffentlicht, was bisher zu ihrer Provenienz bekannt ist. Das Zentralregister entspricht dem Washingtoner Grundsatz über die Einrichtung eines zentralen Speichers für Informationen über NS-Raubgut und die Bemühungen um die Erforschung und Klärung offener Fragen.

Im Team arbeiten Kunsthistoriker*innen, Historiker*innen, Jurist*innen und Forscher*innen aus dem Vereinigten Königreich, Österreich, Deutschland, den Niederlanden und den USA.

Die Arbeit des Zentralregisters umfasst:

  • Dokumentation des Schicksals von Familien und Kunstwerken
  • Übersicht über den Stand der Umsetzung der Washingtoner Prinzipien und anderer nationaler und internationaler politischer Entwicklungen
  • Orientierung und inhaltliche Unterstützung für Familien, Institutionen, den Kunsthandel und die Forschungsgemeinschaft
  • Forschung und Veröffentlichung von Quellen zur europaweiten Enteignung von Kulturgut in der NS-Zeit

Zur Website von looted art

Zur Trefferliste der Einträge des OFP-Projekts