Warum stellen wir den Bestand online?

Archive sind ein wichtiger Teil des historischen und sozialen Gedächtnisses einer Gesellschaft. Als Brandenburgisches Landeshauptarchiv bewahren wir schriftliche Zeugnisse vorangegangener Epochen, Regierungen und Systeme und stellen die historischen Unterlagen für Forschung und Öffentlichkeit zur Verfügung. Zu diesem Schriftgut gehören auch Akten, die in der Zeit des Nationalsozialismus entstanden sind. Sie dokumentieren unter anderem die Beteiligung der Behörden am Holocaust und anderen Verbrechen gegen die Menschlichkeit.

Akten, die die Vertreibung, Ausbürgerung, Beraubung und Deportation von Personen dokumentieren, die die NS-Gesellschaft als Feinde ausgrenzte, sind die Unterlagen der „Vermögensverwertungsstelle“ des Oberfinanzpräsidenten Berlin-Brandenburg. Die Aufgabe dieser Dienststelle bestand hauptsächlich darin, sich den Besitz von Jüdinnen und während des Holocaust zugunsten des deutschen Staates anzueignen.

In den Akten sind auch jene staatlichen und privaten Akteur*innen zu finden, die sich auf Kosten der Verfolgten im Rahmen der NS-Gesetzgebung bereicherten. Gleichzeitig offenbaren sie die prekäre finanzielle und materielle Lage der Menschen, die entrechtet, vertrieben und ermordet wurden. Die Akten sind von der Behördensicht auf die Vermögenseinziehung geprägt. Dokumente des Alltags wie Tagebücher usw. der Verfolgten finden sich nur in sehr wenigen Einzelfällen in Akten wieder.

Nach einer Überarbeitung der beschreibenden Informationen zu den Akten, ihrer Digitalisierung und der Rechteklärung, kann der interessierten Öffentlichkeit und der Forschungsgemeinschaft der Teilbestand Rep. 36A (II) online frei zugänglich zur Verfügung gestellt werden. Mit der Onlinebereitstellung von Archivgut nimmt das Landeshauptarchiv seinen Auftrag wahr, die Benutzung von Archivgut und dessen Auswertbarkeit durch die Öffentlichkeit zu ermöglichen.

Das Landeshauptarchiv hat bei der Veröffentlichung der Digitalisate die Rechte von Betroffenen und deren Nachkommen gemäß den Bestimmungen des Brandenburgischen Archivgesetzes berücksichtigt. Es können derzeit ca. 40.460 Akten online eingesehen werden.

Das Landeshauptarchiv möchte die Akten der Vermögensverwertungsstelle besonders all jenen zur Verfügung stellen, deren Anliegen die ernsthafte und kritische Auseinandersetzung mit der NS-Zeit, die Beschäftigung mit der eigenen Familiengeschichte sowie die Gestaltung einer demokratischen, pluralistischen und diversen Erinnerungskultur ist.

Sollten Sie als Betroffene, Nachfahren oder Forschende Fragen zu der Nutzung und Bereitstellung der Digitalisate haben, melden Sie sich bei

Dominic Strieder, E-Mail: poststelle@blha.brandenburg.de, Telefon: +49 331 5674 0