Digitale Archivierung im Verbund

Aufbau von DAN-Magazinpartnerschaften im Land Brandenburg

Kontakt

Hannah Ruff
Tel. 0331 5674 235
E-Mail: hannah.ruff(@)blha.brandenburg.de

Um was handelt es sich bei dem Projekt?

Die öffentlichen Archive des Landes Brandenburg stehen vor der Herausforderung, neben analogen auch digital entstandene Unterlagen dauerhaft zu verwalten, zu sichern und zu erhalten. Bisher fehlen jedoch standardisierte Archivsysteme, die eine gesetzliche Übernahme und die langfristige Sicherung der Authentizität, Integrität und Nutzbarkeit des digitalen Archivgutes gewährleisten.

Das Brandenburgische Landeshauptarchiv (BLHA) hat das Projekt „DAN-Magazinpartnerschaften in Brandenburg“ mit dem Ziel gestartet, eine Lösung für die digitale Langzeitarchivierung in den brandenburgischen Kommunen zu erarbeiten. Das Projekt basiert auf der Mitgliedschaft des Landeshauptarchivs im Kooperationsverbund Digitale Archivierung Nord (DAN) und der Nutzung der etablierten DIMAG-Archivsoftware.

Das Projekt strebt an, Magazinpartnerschaften zwischen dem Landeshauptarchiv und den brandenburgischen Kommunalarchiven zu etablieren. Die Projektbeteiligten erarbeiten Rahmenbedingungen und Konzepte, um allen öffentlichen Archiven im Land einen Einstieg in die digitale Archivierung zu ermöglichen. Ein grundlegendes „Betriebskonzept Magazinpartnerschaft“ soll die Verantwortungsbereiche, Akteure und Aufgaben definieren sowie die Kosten und Voraussetzungen für eine Magazinpartnerschaft festlegen.

Wer nimmt teil?

Neben der Projektleitung im Landeshauptarchiv nehmen an den mindestens einmal im Monat stattfindenden Treffen Vertreterinnen der Landesfachstelle für Archive und öffentliche Bibliotheken Brandenburg, der Kreisarchive Oder-Spree und Potsdam-Mittelmark sowie der Stadtarchive Frankfurt/Oder und Potsdam teil.

Dauer der Laufzeit?

Die Projektlaufzeit ist vorerst bis Mitte 2024 terminiert. Es wird aber eine Verlängerung angestrebt, um alle erforderlichen Schritte bis hin zum einem konkreten Angebot für alle öffentlichen Archive im Land Brandenburg umsetzen zu können.

Was bedeutet Digitale Langzeitarchivierung?

Die digitale Langzeitarchivierung (Digital Preservation) umfasst Maßnahmen für den dauerhaften Erhalt digitaler Informationen vor dem Hintergrund rasant anwachsender Mengen digitaler Inhalte und schneller technologischer Entwicklungen, die sonst zu raschem Verfall und Verlust führen können.

Der signifikante Unterschied zwischen digitaler Archivierung im Sinne der IT und digitaler Langzeitarchivierung besteht in der Zielsetzung. Im IT-Kontext wird allein das Ziel einer kurzfristigen Sicherung und Bereitstellung digitaler Inhalte verfolgt: Ein Backup. Dagegen richtet die digitale Langzeitarchivierung den Fokus auf langfristige Verfügbarkeit, Erhaltung und Zugänglichmachung digitaler Inhalte gleich welcher Art und welchen Ursprungs auch über kurzfristige Generationswechsel von Hard- und Software hinweg.

Ein zentrales Konzept ist das Referenzmodell OAIS (Open Archival Information System). Es definiert gemäß Zielsetzung der digitalen Langzeitarchivierung eine Archivumgebung für digitale Objekte und besteht aus verschiedenen Funktionen, darunter die Ingest-Funktion, die Archivierungsfunktion, die Erhaltungsplanung und die Zugriffsfunktion.

Die Ingest-Funktion regelt die Übernahme digitaler Objekte in das Archivsystem. Hierbei wird von der abgebenden Stelle ein Übergabeinformationspaket (SIP – Submission Information Package) erstellt, das das eigentliche digitale Objekt und dessen Metadaten enthält, und an das Archivsystem übertragen. Das SIP bildet den Ausgangspunkt für alle weitere Archivierungsschritte.

Die Archivierungsfunktion im OAIS-Modell befasst sich mit der Speicherung und Verwaltung digitaler Objekte. Hier wird das SIP in ein Archivinformationspaket (AIP – Archival Information Package) umgewandelt, das neben dem digitalen Objekt und dessen Metadaten auch Informationen zu Provenienz, zur Authentifizierung und zur Erhaltung enthält.

Zur Gewährleistung des Langzeiterhalts archivierter digitaler Objekte dient die Erhaltungsplanung (Preservation Planning) – ein Prozess der Entwicklung und Umsetzung von Strategien, Richtlinien und Maßnahmen unter Berücksichtigung relevanter technologischer Veränderungen.

Zuletzt ermöglicht die Zugriffsfunktion die Nutzung archivierter digitaler Objekte. Hierbei wird das AIP in ein Auslieferungsinformationspaket (DIP – Dissemination Information Package) umgewandelt. Das DIP wird bedarfsweise in verschiedenen Formaten bereitgestellt, um eine kompatible Nutzung mit aktuellen Technologien zu ermöglichen.

Die Digitale Archivierung Nord und der DIMAG-Verbund

Logo des DAN mit Nullen und Einsen

Die Digitale Archivierung Nord (DAN) ist ein Kooperationsverbund der Landes- und Staatsarchive der Bundesländer Berlin, Brandenburg, Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Schleswig-Holstein und Sachsen-Anhalt. Die Kooperationspartner arbeiten auf konzeptioneller Ebene zusammen und nutzen eine gemeinsame technische Infrastruktur.

Der DAN-Verbund ist wiederum Mitglied des länderübergreifenden Entwicklungsverbundes DIMAG, dem derzeit die Länder Baden-Württemberg, Niedersachsen/Hessen und Bayern, die Sächsische Anstalt für kommunale Datenverarbeitung (SAKD) sowie der Archivverbund DIMAG-Schweiz und die Stadt Wien angehören. Der DIMAG-Verbund sorgt für die Verfügbarkeit der Software-Module zur digitalen Archivierung, orientiert an nationalen und internationalen Standards.

Die Abkürzung DIMAG steht für Digitales Magazin und bezieht sich auf die ursprünglich vom Landesarchiv Baden-Württemberg entwickelte Softwarelösung zur digitalen Archivierung. Mittlerweile gehören zu DIMAG neben dem Kernmodul noch eine Reihe weiterer Module, beispielsweise für die Übernahme von elektronischen Akten, zur Bestandserhaltung und für die Nutzung. DIMAG kann nur im Rahmen einer öffentlich-öffentlichen Vereinbarung verwendetet werden, die mit dem DIMAG-Verbund geschlossen wird. Kommunale Interessenten müssen sich dafür entweder an das Landesarchiv wenden oder einen eigenen Verbund gründen (Elektronisches Kommunalarchiv Sachsen).

Magazinpartnerschaften

Mit dem Beitritt zum DAN-Verbund ist es dem Landeshauptarchiv möglich, die Software-Lösung DIMAG im Rahmen von Magazinpartnerschaften an öffentliche Archive im Land Brandenburg weiterzugeben. Das Hosting der Software findet beim gemeinsamen IT-Dienstleister des DAN-Verbundes statt. Jeder Magazinpartner erhält browserbasiert über die Infrastruktur der Netze des Bundes (NdB)- einen eigenen DIMAG-Zugang, der eine rechtskonforme Magazinierung des digitalen Archivgutes erlaubt. Das Landeshauptarchiv bietet brandenburgischen kommunalen Archiven somit die Möglichkeit, an DIMAG zu partizipieren und digitales Archivgut standardisiert nach dem OAIS-Modell zu bewahren und zugänglich zu machen.

Grundlage einer Partnerschaft sind eine Verwaltungsvereinbarung zwischen dem Landeshauptarchiv und dem kommunalen Archiv sowie ein Vertrag zwischen diesem und dem DAN-IT-Dienstleister.

Die Fachliche Leitstelle am Landeshauptarchiv arbeitet eng zusammen mit der Landesfachstelle und unterstützt die Magazinpartner als Schnittstelle zum DAN- bzw. DIMAG-Verbund. Sie soll in erster Linie fachlichen Support leisten. Weiterhin ist es geplant, Schulungen zur Anwendung der DIMAG-Software anzubieten. Anhand praktischer Beispiele werden dabei neben den reinen Anwenderkenntnissen auch grundlegende Probleme und mögliche Lösungsstrategien der digitalen Überlieferungsbildung erörtert. Der weitere technische Support obliegt dem IT-Dienstleister des DAN.