„Das Mühlental bei Amalfi“: Gemälde aus dem Besitz von Arthur und Eugen Goldschmidt restituiert

Bild vergrößern: Carl Blechen, Das Mühlental bei Amalfi, um 1830 Foto: Stiftung Fürst-Pückler-Museum Park und Schloss Branitz

Die Kunstverwaltung des Bundes hat das Gemälde „Das Mühlental bei Amalfi“ von Carl Blechen an den restitutionsberechtigten Erben zurückgegeben. Das Bild gehörte den in Berlin lebenden jüdischen Kunstsammlern Arthur und Eugen Goldschmidt. Die Brüder nahmen sich infolge etlicher antisemitischer Verfolgungsmaßnahmen 1938 das Leben. Erbe des Nachlasses war ihr Neffe Edgar Moor (1912–1994), der im gleichen Jahr nach Südafrika und später in die USA emigrierte.

Beginn der Recherchen im Landeshauptarchiv

Im Rahmen des OFP-Projekts am Brandenburgischen Landeshauptarchivs hatte die Provenienzforscherin Irena Strelow die Akten des Oberfinanzpräsidenten Berlin-Brandenburg zum Erbe der Brüder Goldschmidt ausgewertet und zum Verbleib des Blechens recherchiert. Die kommentierten Rechercheergebnisse übermittelte das Projekt im Jahr 2022 an die Kunstverwaltung des Bundes. Diese konnte den rechtmäßigen Eigentümer ermitteln und hat das Gemälde am 21. August 2024 restituiert.

Wohin gelangte „Das Mühlental bei Amalfi“?

Nach dem Selbstmord von Arthur und Eugen Goldschmidt verblieb deren umfangreiche Kunstsammlung zunächst in der Berliner Wohnung, wo sie im Juli 1942 von der Gestapo beschlagnahmt und im November 1942 vom NS-Staat auf Grundlage der 11. Verordnung zum Reichsbürgergesetz eingezogen wurde. Der im Ausland lebende legitime Erbe Edgar Moor war damit enteignet.

Mit der Veräußerung des geraubten Nachlasses der Brüder Goldschmidt zugunsten der Staatskasse war die Vermögensverwertungsstelle beim Oberfinanzpräsidenten Berlin-Brandenburg befasst. Das Blechen-Gemälde gelangte höchstwahrscheinlich über die Vermögensverwertungsstelle und den Berliner Kunsthändler Hans W. Lange am 5. September 1944 in die Sammlung von Hitlers „Sonderauftrag Linz“. 1960 ging das Objekt als ehemaliges Reichsvermögen in Bundesvermögen über. Zuletzt war es als Leihgabe des Bundes im Fürst-Pückler-Museum in Cottbus zu sehen.

Die Kunstsammlung der Brüder Goldschmidt in den Akten des OFP

Zum Nachlass der Goldschmidt-Brüder zählte neben dem Blechen-Gemälde eine wertvolle Kunstsammlung. In einem 1939 im Zusammenhang mit der Testamentsvollstreckung entstandenen Inventarverzeichnis werden über 900 Positionen angeführt: Neben niederländischen Gemälden des 17. Jahrhunderts sind hier französische und deutsche Gemälde des 19. Jahrhunderts, seltene Grafiken, nicht näher datierbare Skulpturen, einige Ostasiatika-Objekte sowie zahlreiches kunstgewerbliches Porzellan verzeichnet.

Zudem war die Wohnung, wie dem Sachverständigen-Gutachten zu entnehmen ist, mit französischen Möbeln aus den Stil-Perioden des 18. Jahrhunderts und kostbaren Teppichen sowie Tapisserien aus den Brüsseler Werkstätten des 17. Jahrhunderts ausgestattet.


Julia Moldenhawer, Leiterin des OFP-Projekts und zuständige Abteilungsleiterin im Brandenburgischen Landeshauptarchiv: „Ich freue mich für die Kolleginnen aus der Provenienzforschung, dass ihre teils komplexen und zeitaufwändigen Recherchen und die Weitergabe der Informationen an die Kunstverwaltung des Bundes dazu beigetragen haben, das Schicksal des Gemäldes und das damit verbundene Verfolgungsschicksal der jüdischen Eigentümer aufzuklären. Die Restitution des Gemäldes ist ein wichtiger Schritt im Sinne der Washingtoner Prinzipien.“

Die Akten des Oberfinanzpräsidenten Berlin-Brandenburg zu Edgar Moor und dem Erbe Goldschmidt mit Inventarverzeichnissen, Schätzungen und Versteigerungsprotokollen (Digitalisate):

Die Akten der Vermögensverwertungsstelle beim Oberfinanzpräsidenten Berlin-Brandenburg sind seit Februar 2024 größtenteils in der Online-Recherche des Landeshauptarchivs digital verfügbar. Mehr erfahren.