Blick in die Akten

„Yva“, Else Ernestine Neuländer-Simon (1900–1942)

Seit Mai 1940 bewohnten Alfred Simon und seine Frau Else Ernestine geb. Neuländer ein möbliertes Zimmer in der Bamberger Straße 49 zur Untermiete. Aus den Vermögenserklärungen, die das Ehepaar vor ihrer Deportation ausfüllte, geht hervor, dass Alfred Simon bei der Stadt Berlin und Else Simon im Jüdischen Krankenhaus in der Iranischen Straße 2 als Röntgenassistentin beschäftigt war.

In den Vermögenserklärungen selbst deutet nichts darauf hin, dass es sich bei Else Simon, um die renommierte Kunst- und Modefotografin Yva handelt. Else Simon war, wie alle jüdischen Künstlerinnen im Nationalsozialismus von einem Berufsverbot betroffen und musste ihr Atelier und ihren Beruf aufgeben. Lediglich die in der Akte enthaltene Korrespondenz der Vermögensverwertungsstelle mit der Deutschen Bank und diversen Speditionsunternehmen geben einen Hinweis auf die Tätigkeit von Else Simon vor ihrer Beschäftigung im Jüdischen Krankenhaus.

Die Unterlagen zeigen, dass das Ehepaar Simon die Ausreise aus Deutschland vorbereitete. In Hamburg und Berlin lagernde Kisten mit Umzugsgut enthielten unter anderem auch die Einrichtung des Fotoateliers. Die Deutsche Bank verwaltete noch das Konto der Fa. Yva Fotografie, deren Inhaberin Else Simon war und führte nach ihrer Deportation die verbliebenen zehn Reichsmark an die Oberfinanzkasse ab.

Wie aus den Vermögenserklärungen hervorgeht, wurden Alfred und Else Simon vor ihrer Deportation inhaftiert und über das Sammellager Levetzowstraße mit der 14. Transportwelle am 13. Juni 1942 nach Majdanek oder Sobibor verschleppt und ermordet. Die wenigen Einrichtungsgegenstände, die in dem von dem Paar bewohnten Zimmer zurückblieben, wurden mit Ausnahme der Schallplatten einem Berliner Einzelhändler übergeben.

Zu der Akte Rep. 36A OFP (II) Nr. 35818, Alfred Simon und Else Ernestine Neuländer-Simon