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Die Geschichte der Kohle: Erschließungsangaben zu Beständen von Bergbauunternehmen online

- Erschienen am 19.11.2021
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Das Brandenburgische Landeshauptarchiv hat die Erschließung seiner Überlieferung zum Braunkohlenbergbau abgeschlossen. Die online veröffentlichten Daten ermöglichen einen Überblick über alle im Landeshauptarchiv verwahrten Aktenbestände von Bergbauunternehmen in der Lausitz vom ausgehenden 19. Jahrhundert bis zum Ende des 20. Jahrhunderts.

Nachdem die Bestände der DDR-Braunkohlenwerke in der Online-Recherche bereits seit einigen Jahren durchsuchbar waren, schließen neue Erschließungsangaben die Lücke zu den Unterlagen aus der Zeit vor 1945. Zudem informieren Einleitungen in der Datenbank über die jeweiligen Unternehmen, ihre Grubenbetriebe und die Geschichte der Bestände.

Schwerpunkte der Überlieferung

Technologische Entwicklung

In den Akten findet sich eine Vielzahl an Unterlagen über Anlage und Ausbau von Grubenbetrieben. Sie betreffen unter anderem den Aufschluss von Tagebauen, Investitionen in Technologie der Förderung und Brikettierung. Die in den 1880er Jahren gegründeten Kapitalgesellschaften erwiesen sich als leistungs- und konkurrenzfähig für die technologischen und finanziellen Herausforderungen, die der Aufschluss tiefer liegender Kohlenschichten im Tagebau stellten. Sie modernisierten fortlaufend ihre Tagebaue durch Übergang auf die Großraumförderung, den Einsatz von Abraumförderbrücken und immer größeren Baggern sowie durch Anlegung eines verzweigten Systems von Kohlen- und Anschlussbahnen, das einen kostengünstigen und schnellen Transport von Kohlen zwischen Tagebauen und Brikettfabriken und auch zu den Abnehmern von Kohle als Brennstoff oder als Grundstoff für die Kohlenchemie sicherstellte.

Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Interessenvertretung

Das Wirken von Leitungsgremien (Aufsichtsrat, Vorstand, Gesellschafterversammlung) ist in den Beständen in unterschiedlicher Breite dokumentiert. Relativ geschlossen und umfangreich liegen Akten aus der Leitungsebene für die Ilse Bergbau AG und die Eintracht Braunkohlenwerke AG vor. Stellung und Verflechtung gerade dieser beiden Unternehmen in der deutschen Wirtschaft verdeutlichen zahlreiche Beteiligungsakten, Geschäftsberichte und Wirtschaftsnachrichten über andere Bergbaugesellschaften und Unternehmen, deren Wirkungsradius teils weit über die Grenzen des Lausitzer Reviers hinausreichte.

Nahezu alle Bestände enthalten Unterlagen über die Zusammenarbeit der Unternehmen mit dem Deutschen Braunkohlen-Industrie-Verein e.V. und vor allem mit der regionalen Interessenvertretung der Werke im Lausitzer Revier, dem Niederlausitzer Bergbauverein e.V. mit Sitz in Senftenberg, der auch als Arbeitgeberverband in Tarifverhandlungen fungierte und zur Abstimmung über verschiedene überbetriebliche Fragen des Bergbaus (Grubenrettungswesen, Rekultivierung) diente. Die in den Beständen vorhandenen Protokolle, Rundschreiben und statistische Erhebungen bieten einen Gesamtblick auf den Braunkohlenbergbau in der Niederlausitz vor 1945.

Erweiterung der Abbaugebiete

Besonders umfangreich vorhanden sind in den Beständen Akten über Erwerb und Verwaltung des Kohlenfelderbesitzes. Sie enthalten Beschreibungen über Kohlenfelder, Verträge und bergbehördliche Genehmigungen über Schürfrechte und die Verleihung von Bergrechtseigentum sowie über Grundstücke und Kohlenabbaurechte. Die Unternehmen erwarben umfangreichen Grundbesitz, auch den von ganzen Rittergütern, die sie als Kohlenreservat bis zu ihrer bergbaulichen Inanspruchnahme land- und forstwirtschaftlich selbst nutzten oder für diese Zwecke verpachteten.  Auf den keineswegs konfliktfreien Erwerbsprozess weisen Akten über Grundabtretungsverfahren (Enteignungen) über langwierige Prozesse wegen streitiger Entschädigung und Kaufpreiszahlungen hin.  

Veränderung der Landschaft

Mit dem Kohlenabbau veränderten die Unternehmen gewachsene Landschafts- und Siedlungsstrukturen. Diese Eingriffe spiegeln sich am auffälligsten in Akten über die Verlegung von Wasserläufen und bereits vorhandener Infrastruktur (Straßen, Wege) wider. Sie treten noch deutlicher in Unterlagen über Entschädigungen für Grundwasserabsenkungen, den Bau von Wasserversorgungsanlagen und die Beteiligung an der Niederlausitzer Wasserwerksgesellschaft zutage. Entstehung und Ausbau von Arbeiterkolonien und Werkssiedlungen zur Unterbringung von Arbeitern dokumentieren sich in Akten zum Siedlungs- und Wohnungsbau, zur Beteiligung an Siedlungsgesellschaften und zur Übernahme von Kommunal- und Patronatslasten (Kirchen- und Schulbau).

Lebensbedingungen der Beschäftigten und Zwangsarbeit

Alle Bestände enthalten schließlich auch eine thematische breite Überlieferung zu den Arbeits- und Lebensbedingungen der Beschäftigten im Bergbau. Sie reicht von Fragen der Entlohnung und Arbeitszeit, damit verbundenen Auseinandersetzungen, über Ausbildung und Unfallschutz bis hin zu sozialen Maßnahmen der Unternehmen, beispielsweise durch Einrichtung von Unterstützungskassen und Wohnungsfürsorge. Zu den Beschäftigten gehörten während der Weltkriege auch Kriegsgefangene, die die zum Kriegsdienst eingezogenen deutschen Arbeiter ersetzen sollten. Aus der Zeit des 2. Weltkrieges enthalten die Bestände aussagekräftige Unterlagen zu Beschäftigung, Versorgung und Unterbringung von Kriegsgefangenen und ausländischen Zwangsarbeitern in verschiedenen Gruben des Lausitzer Reviers.

Die Bandbreite der Überlieferungen weist auf zahlreiche Auswertungsmöglichkeiten hin – auch über die Geschichte des Bergbaus hinaus. Insbesondere für die Orts- und Regionalgeschichte der Niederlausitz können die Akten von Interesse sein.


Bearbeitete Bestände: