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Slevogt-Funde in der Nationalgalerie Berlin

- Erschienen am 18.10.2021
SMB digital: Bildnis Bruno Cassirer

Die Provenienzforschung im Landeshauptarchiv konnte aus einer Akte der „Vermögensverwertungsstelle“ den aktuellen Standort zweier Gemälde von Max Slevogt ermitteln, die aus dem Besitz des Verlegers und Sammlers Bruno Cassirer (1872–1941) stammen.

In Reaktion auf die antijüdischen Gesetze und Ausschreitungen emigrierte Bruno Cassirer 1938 mit seiner Familie nach England. Die Nationalsozialisten beschlagnahmten das gesamte Eigentum des Berliners und lagerten seinen mobilen Besitz bei der Speditionsfirma Edmund Vetter ein – darunter die Kunstsammlung Cassirers.

Auflösung und Verkauf der Kunstsammlung durch Hans W. Lange

1942 begann die „Vermögensverwertungsstelle“ auf Grundlage der 11. Verordnung zum Reichsbürgergesetz mit der Auflösung des beschlagnahmten Besitzes zu Gunsten der Staatskasse. Besonders wertvolle Kunstobjekte wählten die Verantwortlichen aus dem Sammlungskonvolut und übergaben sie dem Auktionator Hans W. Lange zur Veräußerung. Zwei Stillleben von Cézanne und Manet aus dem Besitz Cassirers gingen durch Vermittlung Langes zur Beschaffung von Devisen an das Kunsthaus Fischer in Luzern. Die restlichen nicht näher bezeichneten Kunstobjekte kaufte der Kunstauktionator selber an.

Erst im Januar 1944 wurde zunächst der Hausrat durch die allgemein öffentlich bestellte Versteigerin Charlotte Oellerich im Auftrag des Oberfinanzpräsidenten versteigert.

Nachdem der Sachverständige Bruno Ritter im Februar 1944 bestätigte, das im „eingelagerten Posten Bruno Cassierer [sic!] nationalsozialistisch wertvolles Kulturgut“ nicht (mehr) enthalten ist, erfolgte am 1. März 1944 die Versteigerung der restlichen Kunstsammlung in insgesamt 387 Losen.

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Auszug aus dem Protokoll der Zwangsversteigerung;
BLHA, Rep 36 A Oberfinanzpräsident Berlin-Brandenburg (II), Nr. 6227, Bl. 131

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Auszug aus dem Protokoll der Zwangsversteigerung mit den Namen der Erwerber der Slevogt-Bilder; BLHA, Rep 36 A Oberfinanzpräsident Berlin-Brandenburg (II), Nr. 6227, Bl. 131, Rückseite

Ankauf durch die Staatlichen Museen zu Berlin

Käufer der Kunstobjekte waren deutsche städtische Museen, darunter das Märkische Museum sowie die Staatlichen Museen zu Berlin, vertreten durch Paul Ortwin Rave von der Nationalgalerie und Albert Boeckler von der Kunstbibliothek. Zudem kauften bekannte „Mittelsmänner“ wie Wolfgang Gurlitt sowie zahlreiche bei der Reichskammer der bildenden Künste registrierte lokale Kunsthändler aus der Sammlung Cassirers. Diese Angaben gehen aus dem hier abgebildeten Versteigerungsprotokoll hervor.

Nachdem Anfang der 1960er Jahre feststand, dass die Staatlichen Museen zu Berlin zwei von Paul Ortwin Rave angekaufte Gemälde zurückgeben müssen (es handelte sich um die Lose 5 und 8), erwarben sie unmittelbar darauf zwei neue Gemälde, von denen bekannt war, dass sie aus der gleichen Sammlung stammten, in diesem Falle die 1944 über Wolfgang Gurlitt erworbenen Lose 7 und 9. Damit war die Lücke in der Sammlung der Nationalgalerie, die durch die Natural-Restitution entstanden war, erneut mit NS-Raubkunst geschlossen.

Bei diesen Bildern handelt es sich um zwei Gemälde des Impressionisten Max Slevogt: das Bildnis Bruno Cassirer und Der Vater Bruno Cassirers auf dem Totenbett.

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SMB digital: Bildnis Bruno Cassirer

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SMB digital: Der Vater Bruno Cassirers auf dem Totenbett

Abbildungen: Screenshots SMB digital, Bildnis Bruno Cassirer und Der Vater Bruno Cassirers auf dem Totenbett