Weitere Lost Art-Suchmeldungen online
- Erschienen amDurch die Provenienzforschung im OFP-Projekt werden in den Akten der Vermögensverwertungsstelle viele Kunstwerke gefunden, deren heutige Standorte nicht zu ermitteln sind. In einigen Fällen kann aber der Kontakt zu Nachfahren der Verfolgten aus den Akten hergestellt werden.
Im Auftrag der Nachfahren von Flora Rahel Martha Weger sowie Arthur und Irene Barasch konnte das Projektteam insgesamt 14 Suchmeldungen in der Lost Art-Datenbank zu Kunstobjekten veröffentlichen.
Die Lost Art-Suchmeldungen unterstützen die Angehörigen hoffentlich bei der Auffindung der geraubten Objekte.
Flora Rahel Martha Weger geb. Hirschberg wurde am 18. Oktober 1864 in Königsberg geboren und heiratete den Chemiker Felix Viktor Heinrich Weger. 1927 bezog sie ihren Alterswohnsitz im Wilhelm-Stift in Spandau, wo sie 1,5 Zimmer mit Küche bewohnte. Am 4. August 1943 wurde sie mit dem 95. Alterstransport nach Theresienstadt deportiert, wo sie im Februar des darauffolgenden Jahres verstarb.
Der wenige Besitz, der in ihrer kleinen Wohnung verblieben war, wurde bewertet und inventarisiert. Generalsuperintendent Johannes Eger kaufte alle Einrichtungsgegenstände als „Bombengeschädigter“ – bis auf zwei Gemälde:
- La Torre „Hafen mit Segelbooten“, 1890, Leinen in Goldrahmen, 30 x 95 cm
- La Torre „Hafen mit Fischerhaus“, 1890, Leinen in Goldrahmen, 30 x 95 cm
Diese wurden durch einen gesonderten Sachverständigen begutachtet und taxiert. Edgar Lach schätzte die zwei Gemälde des Künstlers La Torre auf insgesamt 300 RM. Er versteigerte sie nur vier Tage nach der Schätzung am 28. Oktober 1943 an einen unbekannten Käufer für 430 RM.
Der Künstler konnte auch durch weiterführende Recherchen nicht eindeutig identifiziert werden und die beiden Gemälde wurden nicht gefunden.
Hier gelangen Sie zu den Lost Art-Suchmeldungen zu Flora Rahel Martha Weger:
https://www.lostart.de/de/Verlust/630545
https://www.lostart.de/de/Verlust/630546
Arthur Barasch, geboren am 29.01.1872 in Steinau, war einer der Inhaber der Warenhauskette Gebrüder Barasch. Irene Barasch, geboren am 02.01.1888 in Thain, arbeitete an der Hochschule für Musik in Berlin-Charlottenburg als Professorin für fremde Sprachen und Phonetik. Seit 1921 lebten die Eheleute Barasch mit ihren beiden Kindern in der Wissmannstraße 11 (heute: Baraschstraße) in Berlin-Grunewald.
Während Irene Barasch und den beiden Kindern die Flucht aus dem Deutschen Reich gelang, blieb Arthur Barasch in Berlin und war der Verfolgung durch die Nationalsozialisten unmittelbar ausgesetzt. Im Mai 1942 wurde er in Gewahrsam genommen und verschleppt. Er starb unter ungeklärten Umständen am 06.11.1942 in Auschwitz.
Aus der Akte bei der Vermögensverwertungsstelle geht hervor, dass die Familie Barasch im Besitz von wertvollem Mobiliar sowie Kunstwerken war. Bereits im Jahr 1938 ließ Arthur Barasch – Irene Barasch sowie die Kinder befanden sich zu dem Zeitpunkt bereits im Ausland – Teile der Einrichtung durch den Sachverständigen Philo Wüest schätzen.
Das Taxat ist das einzige Dokumente in der Akte, dass den Besitz von Kunstwerken belegt. Ihr weiterer Verbleib ist nicht mehr dokumentiert.
Den Rückerstattungsverfahren ist zu entnehmen, dass Arthur Barasch im Anschluss der Schätzung Teile des Mobiliars an verschiedene Personen verkaufte. Der Verkaufserlös sollte ihn sowohl vor einer Inhaftierung schützen als auch die Auswanderungskosten sowie laufende Devisenstrafverfahren und Anwaltskosten decken.
Der derzeitige Standort der Objekte bleibt unbekannt.
Hier gelangen Sie zu den Lost Art-Suchmeldungen zu Arthur und Irene Barasch:
Wir danken Barbara Gstaltmayr und der Koordinierungsstelle Stolpersteine Berlin für Ihre Unterstützung bei der Kontaktvermittlung!