Die Landesgründung in Dokumenten #12

Geschichten vom Scheitern – Der Lausitzring

Was sind Ihre Top Vier der gescheiterten Infrastruktur- und Wirtschaftsprojekte im Land Bandenburg? Woran denken Sie zuerst? An die geplante Luftschiffhalle der CargoLifter AG, an die Magnetschwebebahn mit Transrapid-Technologie, an die Chipfabrik für die Herstellung von Solarzellen … oder an den Lausitzring?

Nach kontroversen Diskussionen von Befürworter*innen und Gegner*innen einer Rennstrecke in der Lausitz, wurde der Lausitzring in Klettwitz 1995 auf den Weg gebracht. Die Landesregierung sprach sich eindeutig für das Großprojekt aus. Es sollte zur wirtschaftlichen Stärkung der Region beitragen und so die Arbeitslosenquote in der Lausitz senken. Bis zu 1.500 Arbeitsplätze sollten durch den Rennzirkus von Formel 1, Deutsche-Tourenwagen-Masters DTM und Motorradrennen geschaffen werden. Der Lausitzring sollte sich im internationalen Rennsport etablieren und anderen deutschen Rennstrecken wie dem Nürburgring ernsthafte Konkurrenz machen. Die weitgefassten Ziele scheiterten jedoch an der im internationalen Geschäft etablierten innerdeutschen Konkurrenz.


Mitte 2000 erfolgte die offizielle Umbenennung in EuroSpeedway Berlin-Brandenburg. Der Name wurde nach heftigen Protesten aus der Region nur wenige Tage später in EuroSpeedway Lausitz geändert. Der Ministerpräsident eröffnete die Rennstrecke am 20. August 2000. Zunächst war der Lausitzring, wie er in der Region weiterhin genannt wurde, durch kleine und einzelne Großveranstaltungen wie Konzerte regelmäßig gebucht. Schon kurze Zeit nach der Eröffnung sorgten allerdings zwei Todesfälle auf der Rennstrecke sowie verregnete Renntage und Verkehrschaos bei der An- und Abreise der Besuchermassen für negative Schlagzeilen.

Die Landesregierung stellte sich weiterhin hinter das Projekt. Eine Förderung von rund 30 Mio. DM Mehrkosten wurde durch die Investitionsbank des Landes Brandenburg aber abgelehnt, da Mehrkosten laut einer Klausel des Zuwendungsbescheids nicht förderfähig sind. Wirschafts- und Infrastrukturministerium unterstützen den Lausitzring stattdessen durch eine bessere Verkehrsanbindung, in dem die L 55 auf drei Fahrstreifen ausgebaut wurde.


2002 meldete die Besitz- und der Betreibergesellschaft Insolvenz an. Es folgten neue Betreibergesellschaften, die die Anbindung an den internationalen und lukrativen Rennsport der Formel 1 ebenfalls nicht realisieren konnten. Aktuell wird die Rennstrecke unter dem Namen DEKRA-Lausitzring von der DEKRA e. V. (Deutscher Kraftfahrzeug-Überwachungs-Verein) betrieben. Genutzt wird sie als Teststrecke für Fahrtraining und Rennsport, jährliche Highlights sind ein DTM Rennen, das Import Festival Reisbrennen Tuningtreffen. Daneben setzen die Betreiber auf unmotorisierte Veranstaltungen wie den Tough Mudder Hindernislauf und Veranstaltungen für Inlineskating und Radfahren.

Archivfakt
Das Landeshauptarchiv verwahrt auch zu anderen Tops und Flops aussagekräftige Unterlagen. Akten über Großprojekte zerfasern sich in Unterlagen der vielen zuständigen Stellen in Land und Kommune für Genehmigung, Förderung oder Planung. Daher ist der zeitliche Abstand zur notwendigen Bewertung von Unterlagen oft noch zu gering um den bleibenden Wert einzuschätzen. Das Landeshauptarchiv sichert daher vorerst solche Akten im Zwischenarchiv, um später aussagekräftige Konvolute an den entscheidenden Stellen zu dokumentieren.

Weiterführende Quellen

Rep. 1000 Landtag, Sitzungen des Ausschusses für Wirtschaft, Mittelstand und Technologie (1.-3. Legislaturperiode, (Systematikpunkt)

Rep. 1700 Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Energie (Bestand)

Rep. 2000 Ministerium für Infrastruktur und Landwirtschaft (Bestand)

Weiterführende Informationen

Landtag  Brandenburg Drucksache 3/4243, Antwort der Landesregierung auf die Kleine Anfrage Nr. 1588: Auswirkungen des Lausitzrings auf den Arbeitsmarkt in seiner Umgebung.

Landtag Brandenburg Drucksache 3/1735, Antwort der Landesregierung auf die Kleine Anfrage 622 Lausitzring 1.

Landtag Brandenburg: ELVIS Parlamentsdokumentation.

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