Eine Spezialbibliothek für Alle

Blick in die Bibliotheksgalerie von April 2020

Von der Dienstbibliothek zu einem Ort für Alle – zum Tag der Bibliotheken am 24. Oktober 2022 stellt Ihnen unsere Bibliothekarin Gina Schwartz die Bibliothek des Brandenburgischen Landeshauptarchivs vor.

Die Zeiten, in denen das Brandenburgische Landeshauptarchiv (BLHA) in der Orangerie im Park Sanssouci von Potsdam ansässig war, sind längst Geschichte. Den steilen Weg bergauf zum Windmühlenberg in Bornim muss man seit bald sieben Jahren auch nicht mehr auf sich nehmen – ganz im Gegenteil – der Bus hält nun fast kurz vor den Türen des Archivs an seinem heutigen Standort in Potsdam-Golm. Wenn es noch dunkel ist, kann man sogar einen Blick in die Bibliothek erhaschen und den einen oder anderen betagten, ehrwürdigen Folianten dort stehen sehen. Herzlich willkommen in der Bibliothek des Brandenburgischen Landeshauptarchivs! Anlässlich des Tages der Bibliotheken 2022 stellen wir Ihnen heute unsere Bibliothek vor.

Die Spezialbibliothek im Archiv

Wieso eigentlich „Spezialbibliothek“? Als Spezialbibliothek sammeln wir zwar allerhand Literatur, nur nicht so breit gefächert, wie beispielsweise eine Stadtbibliothek. Der Fokus unserer Bibliothek richtet sich nach der Zielstellung und Aufgabe unseres Hauses: Als „Gedächtnis des Landes Brandenburg“ ist das Archiv für die Überlieferungsbildung, die dauernde Aufbewahrung, Erhaltung und für den öffentlichen Zugang zum Archivgut des Landes Brandenburg zuständig. Für die Bibliothek heißt es, dass wir die Beschäftigten bei ihrer archivischen Arbeit unterstützen. Wir versorgen die Kolleg*innen mit Fachliteratur für ihre Tätigkeiten, darunter Bewertung, Erschließung und Benutzung der Unterlagen, aber auch weitere Spezialliteratur beispielsweise zur Papier-Restaurierung (Bestandserhaltung) oder zur historischen Forschung und Vermittlung.

Detailansicht eines Bücherregals mit Nachschlagewerken
In der Bibliothek des Landeshauptarchivs sind zahlreiche Nachschlagewerke zu finden

Für die wissenschaftliche Auswertung der Archivbestände schafft die Bibliothek weiterführende bzw. ergänzende Literatur an. Das klingt zwar zunächst nach „Dienstbibliothek“, allerdings sind wir mittlerweile viel mehr als das. So wie der Lesesaal für seine Benutzer*innen da ist, so ist es auch die Bibliothek: Auf zwei Galerien kann sich jede und jeder Interessierte in ungefähr 6.000 Bänden zur brandenburgischen Landesgeschichte, deutschen Geschichte, Verwaltungsgeschichte, zur Archivkunde und den Historischen Hilfswissenschaften (wie z. B. der Familienforschung oder der Schriftkunde) informieren. Die Freihandbibliothek hält auch rechtswissenschaftliche und wirtschaftswissenschaftliche Literatur bereit und was dort nicht greifbar ist, findet sich vielleicht in unseren Magazinräumen wieder, wo wir zusätzlich ca. 120.000 Medien unter optimalen Bedingungen verwahren.


Literatur für die Landeskunde und Familienforschung

Natürlich bieten wir viele weitere Druckerzeugnisse an, die zentral für die familienkundliche und regionale Forschung sind. Adressbücher sowie regionale Zeitungen und Kreisblätter sind dabei nicht wegzudenken. Sie geben Auskünfte darüber, wo jemand wohnhaft war oder ein Gewerbe hatte bzw. was sich auf regionaler Ebene ereignete. Archiv und Bibliothek sind eng verzahnt, das Bibliotheksgut zu nutzen ist quasi unabdingbar.

Von wichtiger Bedeutung für landes- und familienkundliche Recherchen sind dabei Nachschlagewerke wie das Historische Ortslexikon, wenn man fundierte Informationen zu seinem Wohnort sucht oder die Bibliographie zur Geschichte der Mark Brandenburg, die auf eine Vielzahl von Literatur verweist, die sich häufig auch in unseren Bibliotheksbeständen befinden; sei es zu einem bestimmten Ort, einer Person oder zu thematischen Fragestellungen. Die beiden benannten Hilfsmittel können inzwischen auch kostenfrei unter diesem Link digital im Volltext von zu Hause aus abgerufen und heruntergeladen werden. Nicht immer muss das Rad neu erfunden werden. Sinnvoll ist es, zunächst gezielt nach Literatur zu suchen, in der bereits archivalische Quellen ausgewertet sind, denn darin finden Sie wertvolle Hinweise zu Archivbeständen.

Wie Sie uns erreichen

Als Team der Bibliothek des Landeshauptarchivs unterstützen wir Sie gerne bei der Recherche. Die Bibliothek kann unabhängig von der Akteneinsichtnahme im Lesesaal besucht werden. Gerne können Sie auch kurzfristig einen Termin über unser Onlineportal buchen und die in unserem Onlinekatalog recherchierten Medien über dasselbe Portal bestellen. Haben Sie Fragen? Sprechen oder schreiben Sie uns an! Unsere Kontaktdaten und Öffnungszeiten entnehmen Sie bitte unserer Website. Weiterführende Informationen zur Bibliothek finden Sie hier.

Open Access: Bücher zum Herunterladen

Eine Bücherreihe mit Open Access Titeln des Landeshauptarchivs

Neben der Möglichkeit, die mehr als 125.000 Medieneinheiten über unseren Online-Katalog zu suchen, stellen wir einen Großteil der von uns selbst herausgegebenen Publikationen digital und kostenfrei zur Verfügung. Auf unserer Website unter „Publikationsreihen“ finden Sie die Links zu den E-Books. Inzwischen stehen auf diesem Wege mehr als 100 Quelleditionen und Inventare, Monografien und Sammelbände zur Verfügung.

Neu erschienen

Ganz neu digital zu finden ist auch die vierbändige Quellenedition „Die Immediatzeitungsberichte der Potsdamer Regierungspräsidenten 1867–1914“, eine kommentierte Edition in vier Bänden, bearbeitet von Albrecht Hoppe, herausgegeben von Albrecht Hoppe, Klaus Neitmann, Rudolf Stöber 2020.

Zwischen 1867 und 1914 informierte die Bezirksregierung die Staatsspitze in den Zeitungsberichten über Entwicklungen im Regierungsbezirk (zu diesem gehörte bis 1881 auch Berlin). Die Berichte behandeln Themen wie Bevölkerungsentwicklung, Land­bau, Handel, Handwerk und Industrie, öffentliche Stimmung und „Militär­ver­hält­nis­se“ – sie sind eine zentrale Quelle der Verwaltung zu Fragen vom sozialen Wandel bis hin zu Epidemien, Seuchen und Umwelt­schutz.

Zur Quellenedition ist ein Begleitband unter dem Titel „Interessenkommunikation in der Modernisierung. Das Beispiel des Regierungsbezirks Potsdam (1867–1914)“ erschienen, der ebenfalls online zum Herunterladen bereitsteht.