Recherchen für die Erinnerung

Schülerin beim Lesen in Akten zu Fritz Hirschfeld

Zum Schicksal des Potsdamer Juristen Fritz Hirschfeld haben Schülerinnen und Schüler der achten Jahrgangsstufe des Potsdamer Humboldt-Gymnasiums im Brandenburgischen Landeshauptarchiv (BLHA) geforscht.

Von einem Archivar betreut, lasen die Jugendlichen am 5. November 2019 mit ihrer Religionslehrerin Ulrike Boni-Jacobi in den Akten zu Fritz Hirschfeld – in Personalakten des Potsdamer Richters jüdischer Herkunft sowie in Grundbuchunterlagen und Akten aus dem Bestand Rep. 36A Oberfinanzpräsident Berlin-Brandenburg. Ziel des Schulprojekts ist es, einen Stolperstein für Fritz Hirschfeld an seinem Wohnort in Klein-Glienicke zu legen und seine Biografie anhand der Dokumente zu rekonstruieren.

Hirschfeld war 1939 in die Niederlande emigriert. Eine Auswanderung nach Brasilien scheiterte. Von Nieuwkuijk aus verschleppten die Nationalsozialisten ihn 1942 in das Durchgangslager Westerbork, 1943 nach Theresienstadt und von dort aus 1944 in das Konzentrations- und Vernichtungslager Auschwitz, wo er starb. Am letzten Wohnsitz des Juristen, Schriftstellers und Übersetzers in den Niederlanden liegt bereits ein Stolperstein. Ab Dezember 2019 soll auch in Potsdam ein Stolperstein an Fritz Hirschfeld erinnern.

Die Achtklässler werden nun ihre umfangreichen Archiv-Funde auswerten. Die Schülerinnen und Schüler sollen sich unter anderem mit der (religiösen) Identität Fritz Hirschfelds auseinandersetzen und überlegen, wie ein angemessenes Gedenken aussehen kann. Verfolgt und ermordet wurde Hirschfeld wegen seiner jüdischen Herkunft, sein Glaube aber war katholisch – er konvertierte 1935. Am 6. Dezember 2019 soll die Verlegung des Stolpersteins vor dem ehemaligen Wohnhaus Hirschfelds in der Griebnitzstraße 8 stattfinden.

Erst vor wenigen Tagen haben Schülerinnen und Schüler des Humboldt-Gymnasiums für ein ähnliches Projekt mit ihrer Lehrerin Ulrike Boni-Jacobi den Rolf-Joseph-Preis erhalten.