Warum sparen die Deutschen unabhängig von konjunkturellen Entwicklungen? Und welche Rolle spielte dabei der Staat? Diesen Fragen nach den Wurzeln der deutschen Sparneigung geht die am 23. März 2018 eröffnete Ausstellung „Sparen – Geschichte einer deutschen Tugend“ des Deutschen Historischen Museums (DHM) nach. Ein wichtiges Thema dabei: die Entstehung und die zentrale Rolle der Sparkassen im ausgehenden 18. und 19. Jahrhundert. In der Schau zu sehen ist unter anderem eine Leihgabe des Brandenburgischen Landeshauptarchivs – das Genehmigungsschreiben zur Gründung der ersten Berliner Sparkasse vor 200 Jahren, ein Schlüsseldokument der Sparkassengeschichte.
Es handelt sich um den Bericht des Berliner Magistrats an die Regierung Berlin über die Einrichtung einer Sparkasse vom 9. Dezember 1817 (Ausfertigung) mit nebenstehender darauf ergangener Verfügung der Regierung Berlin an den Magistrat zu Berlin vom 5. Januar 1818 (Entwurf). Im hier transkribierten Text des Berichts finden Sie die Begründung für die Einrichtung der Sparkasse:
Berlin, den 9ten Dezember 1817
Der Magistrat zu Berlin wegen der
zu errichtenden Spar-Kasse
Die Stadtverordneten-Versammlung
wünscht eine sogenannte Sparkasse zu
errichten, um dem ärmeren Theil der
hiesigen Einwohner dadurch Gelegenheit
zu geben, ihre kleine[n] Ersparnisse
sicher und zinsbar unterzubringen, die
Leute dadurch zur Sparsamkeit zu ge-
wöhnen, und zu verhindern, daß sie
nicht, wie so oft geschieht, um diese
Ersparnisse auf eine oder die andere
Art gebracht werden.
Dieselbe hat darüber ein Statut
ausgearbeitet, mit dem wir nach
einigen darin getroffenen Abände-
rungen einverstanden sind, und wor-
nach wir diese Kasse einzurichten be-
absichtigen.
Eine Bestätigung dieser Kasse von
Seiten einer höhern Behörde, scheint
uns dieselbe zwar nicht zu bedürfen, da
es nur Communal-Geld-Institut ist,
und nur unter dieser Bedingung gestiftet
werden soll, um dem Publiko dadurch die
Sicherheit zu gewähren, daß die darin
niedergelegten Ersparnisse nie auf
irgend eine Art angegriffen und zu
anderem Behuf verwandt werden können.
Wir wünschen indessen, daß Eine Kö-
nigliche Hochlöbliche Regierung davon
Kenntniß nehme, um uns die etwanigen
Bedenken darüber geneigtest mitzu-
theilen, und überreichen deshalb eine
Abschrift des Entwurfs dieser Sta-
tuten, mit der gehorsamsten Bitte
uns baldigst mit Bescheid zu versehen.
Ober-Bürgermeister, Bürgermeister und Rath
Büsching
An
Eine Königliche & Hochlöbliche Regierung
hieselbst
An den Hoched[len] Magistrat
Dem pp. erwiedern wir
auf den Bericht vom 9[ten] Dec[ember] pr[ior],
daß die Errichtung der darin
näher beschriebenen sogenannten
Sparkasse für den ärmeren
Theil der hiesigen Einwohner
wohldemselben überlass[en] bleibt.
Berl[in] 5[ten] Jan[uar] [18]18
König[liche] Reg[ierung] I[.] Ab[tei]l[un]g
Le Coq, Gr[uno], Patzig
Die Ausstellung ist vom 23. März bis 26. August 2018 im Pei-Bau des Deutschen Historischen Museums zu sehen.